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Grenzlandorgel Stronsdorf

Handwerkskunst, Historische Stätte

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Beschreibung

Die Grenzlandorgel von Jan Vymola: Die Wehrkirche aus dem Mittelalter, mit ihrem barockisierten Innenraum, beherrscht im Westen eine prachtvolle Orgel. Diese Orgel wurde um 1750 aufgebaut und erhielt in den folgenden Epochen viele Veränderungen. In den 1990er-Jahren führte Ferdinand Salomon dem prächtigen Stück neues Leben zu, indem er mit seiner Werkstatt Gehäuse, Laden und Pfeifenwerk behutsam und aufwendig restaurierte, eine neue Registertraktur mit Spieltisch und eine neue Balganlage baute, die händisch oder elektrisch betrieben werden kann. Das Orgelkomitee organisiert immer wieder Konzerte von namhaften Organisten.

Die Grenzlandorgel von Jan Vymola (gegen 1750) in Stronsdorf

Die Marktgemeinde Stronsdorf liegt nördlich von Wien im "Land um Laa". Die dortige Wehrkirche stammt aus dem Mittelalter. Den barockisierten Innenraum beherrscht im Westen eine prachtvolle, eher etwas zu groß dimensionierte Orgel. Um die wechselvolle Geschichte dieses Instruments zu erschließen, ist es gut, vorher einige Dinge zu wissen.

1334 stiftete der Stronsdorfer Grundherr Eberhard III. von Wallsee donauaufwärts, im Raum des heutigen Melk, die Zisterzienser-Abtei Säusenstein. 1351 wurde Stronsdorf Pfarre dieses Stifts.

Gegen 1750 hatte Abt Romanus Mayerl für die Säusensteiner Stiftskirche eine neue, einmanualige Orgel mit Pedal bestellt, die vor der hochragenden Westwand von deren Chor aufgestellt werden sollte. Dieses Instrument scheint dem Zisterzienser-Abt nicht genügt zu haben, und er scheint ein größeres, das in Herzogenburg wegen eines (noch größeren) Neubaus frei wurde, für seine Stiftskirche angekauft zu haben. Die bestellte Orgel, dem Säusensteiner Abt zu klein, scheint an die Stiftspfarre Stronsdorf abgegeben worden zu sein; ihre Farb-Fassung erhielt sie ebendort. Für Säusenstein zu "klein", war das Instrument nun für Stronsdorf eine Spur zu groß: Der die Orgel bekrönende Paukenengel war Gott sei Dank schwindelfrei, denn er wurde kurzerhand schief gelegt und ins Gewölbe gehängt!

Nach knapp einem halben Jahrhundert gab es erste Veränderungen. Im Windkasten des Rückpositivs fand sich anlässlich der letzten Restaurierung folgende Notiz:

"Im Jahr 1793 im Monate September ist diese Positiv ganz neu, von dem kunstreichen Herrn Wenzel Ockenfuß, bürgerlicher Orgelbauer zu Mistelbach mit vielem Fleiß aufgesetzt, und die ganze Orgel mit einem Schnur [r]- und Fagottbaß, samt einer neuen Klaviatur, und drei neuen Balken [natürlich sind Bälge gemeint!] verschönert worden auf Veranlassung des damaligen Pfarrers Andreas Johann Nepomuk Krickel, um das Lob Gottes mehr zu verherrlichen."

Die Orgel war also nach hinten gerückt worden, das Pedal war um eine 6'-Quint und ein Fagott erweitert worden; in die Brüstung stellte Ockenfuß ein Positiv mit vier Doubletten von Hauptwerksregistern, ohne jede Klangkrone, und die neue Spielanlage wurde an dieses Rückpositiv gefügt. Die "Verherrlichung des Lobes Gottes" bescherte dem Instrument allerdings eine reichlich komplizierte und wenig elegante Spiel- und Registertraktur. Die Orgel hatte aber eine so gediegene Substanz, dass sie ihre Seele durch diesen Umbau und durch verschiedene Reparaturen, Eingriffe und Pfuschereien des 19. und des 20. Jahrhunderts, weitgehend rette konnte.

In den Jahren bis 1997 führte Ferdinand Salomon dem prächtigen Stück neues Leben zu, indem er mit seiner Werkstatt Gehäuse, Laden und Pfeifenwerk behutsam und aufwendig restaurierte, eine neue Registertraktur mit Spieltisch (nach Ockenfuß-Vorbild) und eine neue Balganlage baute, die händisch oder elektrisch betrieben werden kann.

Das Instrument ist nicht signiert; es war aber klar, dass es aus der Brünner Orgelbautradition stammen müsse. Um das Instrument seinem Rang nach wiederzubeleben, das heißt, die fehlenden und veränderten Teile im ursprünglichen Sinn wiederherzustellen, war es unbedingt notwendig, mehr über den unbekannten Erbauer der Orgel zu erfahren.

Nachdem man in Mähren Orgeln von Richter und Sieber besichtigt hatte, gab es in der Pfarrkirche Doubravnik eine sehr aufregende Entdeckung: Die dortige Orgel des Jan Vymola (1722-1805) war in vielen Einzelheiten identisch mit jener in Stronsdorf. Salomon untersuchte zwei weitere Vymola-Orgeln in Nikolsburg (tschech. Mikulov) - wieder frappante Ähnlichkeiten: Vymola hatte sich also unwiderleglich als der Erbauer der für Säusenstein geschaffene und in Stronsdorf stehenden Orgel zurückgemeldet. Als Orgelbauer hatte Vymola im barocken Niederösterreich einen guten Namen; noch heute gibt es im Zisterzienserkloster Heiligenkreuz von ihm eine Chororgel.

Die Stronsdorfer Vymola-Orgel - was macht ihren Reiz aus?

Erinnern wir uns: Das Instrument war ursprünglich einmanualig; aber wie reich war es doch besetzt. Der üppige Principalpalchor ist durch zwei Quinten und eine fünffache Mixtur (mit Terzchor) besonders prächtig eingefärbt. Für mystische Dinge ist ein Schwebungsregister vorhanden. Die Flöten sind relativ eng, und es gibt eine glockige Quintdena; von besonderem Reiz sind die fein schattierende Basis, über der sich aber auch Klangmassen pathetisch aufbauen konnten - und können! Ockenfuß hat dann dieses Pedal um zwei typisch süddeutsche Stimmen erweitert. Nicht so recht klar ist, warum er das Positiv nur als Ansammlung von Doubletten von Vymola-Stimmen und ohne jede Klangkrone gebaut hat. Das mag seinen Grund in stilistischen Empfindungen der josephinsichen Zeit haben, das mag auch praktisch empfunden sein, bekam die Orgel dadurch doch einen Continuo-Teil für figurierte Krichenmusik der Klassik; das mag sich auch als Ehrfurcht des Ockenfuß gegenüber Meister Vymola erklären lassen - das Ergebnis ist jedenfalls ein einigermaßen charmantes!

Standort & Anreise

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    Marktgemeinde Stronsdorf

    Nr. 20
    2153 Stronsdorf
    AT

    Telefon: +43 2526 7309

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