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Der spätantike Königssitz am Oberleiserberg

Historische Stätte

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Beschreibung

Die markante, gut geschützte Erhebung des Oberleiserbergs wurde seit der Jungsteinzeit ununterbrochen besiedelt. Bekannt geworden ist die Fundstätte vor allem durch einen befestigten germanischen Königssitz aus der Spätantike.

Die Hochfläche des Oberleiserbergs bei Ernstbrunn hat eine Ausdehnung von 6,5 ha und ist auf drei Seiten durch steile Hänge geschützt. Der Hügel wurde seit der Jungsteinzeit als Lager- oder Wohnstätte genutzt, die älteste Befestigungsanlage stammt aus der Bronzezeit. In der Völkerwanderungszeit im 4. und 5. Jh. n. Chr. befand sich hier wahrscheinlich der Herrschaftssitz eines suebischen Königs. Die germanischen Sueben waren die Nachfahren der Markomannen und Quaden.

Leben nach dem Vorbild der Römer
Im Zentrum der fürstlichen Anlage lag der Herrenhof. Er bestand etwa 100 Jahre lang und erlebte vier Ausbauphasen. Mit römischer Fußbodenheizung, Steinfundamenten, Fachwerkwänden, Prunkfassade und römischen Dachziegeln dienten die Gebäude als Wohnstätten, zu Wirtschaftszwecken und der Repräsentation. Besonders in der Gestaltung der Fassade des Herrenhofs lässt sich das Vorbild spätantiker Paläste erkennen. Bei den Bauarbeiten kamen wohl auch im römischen Reich ausgebildete Handwerker zum Einsatz.
Aber nicht nur die Wohnkultur der Römer, auch ihre gehobene Tischkultur und Lebensart wurden hier imitiert. Glasgefäße, Fensterglas, Ziegel und Keramik sind aus Rom importierte Luxusgüter, die die hohe soziale Stellung und die Romanisierung der Bewohner des Oberleiserbergs belegen. Es handelte sich offenbar um einen Ort von besonderer politischer Bedeutung, der hier residierende König war sicherlich Vertragspartner der Römer und sollte das Vorfeld der Reichsgrenze absichern.

Das jähe Ende
In der 2. Hälfte des 5. Jhs. wurde die Anlage wahrscheinlich zerstört. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich dabei um jenes Ereignis handelt, das Jordanes, ein spätantiker Gelehrter des 6. Jhs., in seiner Gotengeschichte beschreibt: Der ostgotische König Thiudimir, Vater Theoderichs des Großen, besiegt den Suebenkönig Hunimund an einem „hochgeschützten Ort“.

Standort & Anreise

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